Trinken Sie gerne Kaffee?

Warum kann das ein Problem sein?

Viele Homöopathen raten vom Kaffee ab. Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich, warum und was für Sie gilt? Sollten Sie auf Ihren Morgenkaffee verzichten, den Sie schon seit Jahren trinken und der Ihnen als alltägliches Ritual liebgeworden ist? Wenn Sie wegen Schmerzen in meine Praxis kommen, denken Sie wahrscheinlich: jetzt will sie mir auch noch den letzten Spaß am Leben nehmen! Ich hingegen sage dazu: Was Sie tun, müssen Sie selbst entscheiden. Welche Überlegungen Sie dabei anstellen sollten, möchte ich Ihnen hier erläutern.

Kaffee – das Antidot

Wenn Sie in eine homöopathische Behandlung bei mir kommen, dann verschreibe ich Ihnen höchstwahrscheinlich ein homöopathisches Arzneimittel. Dieses Medikament ist genau auf Sie abgestimmt, wie Sie in meinem Artikel über die homöopathische Behandlung lesen konnten. Allerdings gebe ich Ihnen das Mittel auch in einer äußerst geringen Menge, einer sogenannten homöopathischen Hochpotenz. Kaffee hat bedauerlicherweise die Eigenschaft, die Wirkung nahezu aller Arzneien negativ zu beeinflussen. Das kann bis hin zu einer völligen Aufhebung der Wirkung gehen. Was bedeutet das jetzt für Sie?

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein homöopathisches Arzneimittel verschrieben bekommen. Sie nehmen es ein, nachdem Sie es von der Apotheke erhalten haben. Nach einiger Zeit verspüren Sie – hoffentlich – eine Wirkung. Wir haben den Kontrolltermin in 6 Wochen vereinbart. Was könnte passieren, wenn Sie in dieser Situation Kaffee trinken würden? Nur eine Tasse – das kann doch nicht so schlimm sein!

Im schlimmsten Falle kann die Wirkung des homöopathischen Mittels durch den Kaffee vollständig verfliegen. Wenn das homöopathische Mittel, das Sie von mir bekommen haben, beispielsweise Nux vomica ist, sollten Sie wissen, dass (vor allem bei Kopfschmerzen, siehe (1)) ein wichtiges Gegenmittel dafür der Kaffee ist. Besonders wenn Sie unter Kopfschmerzen leiden. Die vorherige Wirkung des Arzneimittels Nux vomica kann durch Kaffee aufgehoben werden. Das nennen wir Antidotierung.

Stellen Sie sich vor, dass so etwas tatsächlich bei Ihnen passiert: Sie haben ein paar Tage nach der Einnahme des homöopathischen Mittels eine Tasse Kaffee getrunken und denken nicht mehr daran. 5 Wochen später kommen Sie wieder zu mir und wir stellen gemeinsam fest, dass sich bei Ihren Beschwerden eigentlich nichts verändert hat. Alles ist beim Alten geblieben. Eine mögliche Ursache davon ist die Tasse Kaffee kurz nach der Einnahme. Wenn Sie sich noch an sie erinnern, können wir das vielleicht herausfinden. Genau so gut kann es aber sein, dass wir beide denken, diese Arznei war wohl nicht die Richtige für Sie und dass wir das Mittel wechseln. Eine vertane Chance!

Kaffee – ein Problem bei Schmerzen

Coffein ist in vielen Schmerzmittel enthalten, wie Sie leicht den Beipackzetteln entnehmen können. Wenn Sie unter Kopfschmerzen leiden, werden Sie denken: „Wenn Coffein in Schmerzmitteln enthalten ist, die ich bei Kopfschmerzen einnehme, dann ist es sicher auch kein Problem Kaffee mit Coffein jeden Morgen zu trinken.“ Eine Annahme, zu der Sie leicht kommen können. Dabei gibt es ein kleines Problem, das Samuel Hahnemann schon vor 200 Jahren erkannt hat: Arzneien haben eine Erst- und eine Nachwirkung. Was bedeutet das jetzt für uns?

Coffein stillt – direkt nach der Einnahme oder dem Trinken – Schmerzen. Daher ist es ja auch in den Schmerzmitteln enthalten. Genauso macht eine Tasse Kaffee meist wach. Das Problem tritt einige Stunden später auf: wir werden dann wieder schläfrig, sogar mehr als vorher. Dass wir auch schmerzempfindlicher werden, fällt uns meist nicht auf. Das Pendel schlägt sozusagen in die andere Richtung aus. Das, was durch das Coffein zunächst gelindert wurde, kommt danach umso stärker zurück.

Wer also regelmäßig unter Schmerzen leidet, sollte unbedingt auf Coffein verzichten, denn eventuell verstärkt dieser die Beschwerden nur noch.

Wenn ich gar keinen Kaffee mehr trinke, bekomme ich Kopfschmerzen

Auf Coffein zu verzichten ist manchmal leichter gesagt als getan. Von einem Tag auf den anderen kein Coffein mehr zu trinken, kann durchaus Kopfschmerzen auslösen. Leichter ist es meist, den Kaffeekonsum Schritt für Schritt zu reduzieren, indem auf andere Getränke umgestellt wird.

 

Wenn Sie sich noch mehr für dieses Thema interessieren, können Sie sich Samuel Hahnemanns kleine Abhandlung „Der Kaffee in seinen Wirkungen“ einmal durchlesen. Der Begründer der Homöopathie war ein ungemein feiner Beobachter, der die beiden Wirkphasen des Kaffees genau beschreibt. Wahrscheinlich werden Sie dort noch Auswirkungen des Kaffees finden, die Ihnen vorher überhaupt nicht aufgefallen waren.

Folgende Wirkungen hat Samuel Hahnemann beispielsweise in der ersten Zeit nach dem Genuss von Kaffee beobachtet:
  • der Kaffeetrinker ist wacher – der Kaffee verscheucht die morgendliche Bettschwere

  • Puls schneller

  • in der ersten Stunde Zufriedenheit mit sich selbst und seinem Umfeld – kein Wunder, dass wir gerne Kaffee trinken!

  • Kaffee nimmt den Hunger und den Durst auf andere, wirklich nährende Lebensmittel

  • durch Kaffee passiert die Nahrung schneller den Darm, ohne aber richtig verdaut zu werden

Einige Stunden später entdeckte Hahnemann dann Folgendes:
  • Schläfrigkeit – das ist dann der Zeitpunkt, an dem die meisten wieder eine Tasse Kaffee brauchen

  • Heißhunger – dieser wird dann oft durch eine süße Kleinigkeit befriedigt

  • Blähungem und Verstopfung

  • kalte Hände und Füße

Hahnemann geht dann noch weiter auf die Folgen eines anhaltenden Kaffeekonsums ein.
  • Haut kälteempfindlicher

  • Verstopfung

  • schmerzhafte Blähungen

  • manchmal wechselt die Verstopfung auch mit Durchfall ab

  • Schlafprobleme: schläft nur schwer ein, dann aber nur leicht und der Schlaf ist nicht erholsam

  • morgens freudlos, langsam im Denken und unbeholfen

Das sind nur einige wenige der Beschwerden, die Hahnemann für die langwierigen Folgen von Kaffeekonsum zusammengetragen hat. Wer ein solches Genussmittel tagein, tagaus zu sich nimmt, dem fällt natürlich auch nicht mehr auf, was sich nur langsam und Schritt für Schritt verschlechtert.

Was trifft auf Sie zu? Haben Sie sich wiedererkannt? Vielleicht möchten Sie ja über Ihre Gewohnheiten nachdenken? Kaffee kann ein Genuss sein, wenn er selten und in Ruhe genossen wird. Wir dürfen nur nicht aus dem Auge verlieren, dass er nicht zum regelmäßigen Getränk taugt.

1: Abdur Rehman: Handbuch der homöopathischen Arzneibeziehungen, 3. überarbeitete Auflage

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